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EIN TRAUM WURDE WAHR
Pferde waren für mich schon immer besondere Geschöpfe der Erde. Schon als Kind übten sie auf mich eine tiefe Faszination aus. Sehr gerne erinnere ich mich an früher zurück, wenn wir an den Wochenenden mit der ganzen Familie unsere Ausflüge ins Grüne machten. Mein Vater musste sehr oft an verschiedenen Pferdekoppeln anhalten, nur das ich die Nähe und Berührungen mit diesen Tieren für einen kurzen Moment aufnehmen und spüren konnte.
Im Alter von 12 Jahren, war meinen Eltern bewusst, dass sie mich vermutlich von diesem Gedanken, mir meinen Pferdetraum zu erfüllen, nicht mehr abbringen konnten. Es gab sogar die Überlegung, dass sie mir ein Pferd kaufen, doch bei einer Familie mit vier Kindern musste ich es einsehen, dass dies zu viel verlangt war.
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Im Jahr 1992 kam der Tag, an dem alles anfing. Ich hatte mal wieder eine Annonce über eine Rappstute gelesen. Ich habe dort angerufen und mich entschlossen das Pferd noch am selben Tage mit meiner damaligen Freundin anzuschauen, da wir am nächsten Tag in Urlaub fahren wollten. Wie wenn es gestern gewesen wäre, sehe ich die Stute in der Stallgasse, aufpoliert, edel und lackschwarz vor mir stehen. Kurz darauf, freilaufend in der Halle, schwebend mit Schwung- und Temperament.
Ich hatte sie an diesem Tage nicht mal selber geritten, trotzdem wusste ich, dass ich meinen geplanten Urlaub nach Jugoslawien nicht antreten würde. Der Kaufvertrag wurde noch am nächsten Tag unterschrieben. Ich holte die Stute mit dem Namen Flocke eine Woche später zu uns. Mein erster Ausritt auf meinem eigenen Pferd war überwältigend. Mit dem Slogan „das Glück dieser Erde, liegt auf dem Rücken der Pferde“ kam in diesem Moment meinem Gefühl sehr nahe.
Ich hatte mit meinem ersten Pferd sehr viel schöne, aber auch einige schwierige Tage. So musste die Stute insgesamt dreimal am Fesselgelenk operiert werden. Die Tierärzte machten mir nach der Letzen Operation wenig Hoffnung, das sich nicht wieder Chips im Gelenk bilden. Nachdem Flocke bereits über 5 Monate lahmte, entschloss ich mich, sie in die Zucht zu nehmen und auf die Koppel zu stellen. Nachdem das Pferd drei Wochen Tag und Nacht auf der Weide stand, war von der Lahmheit nur noch wenig zu sehen. Der behandelnde Tierarzt konnte es damals kaum fassen. Nach weiteren zwei Wochen konnte die Stute bereits wieder leicht geritten werden. Trotzdem wollte ich sie zum damaligen Zeitpunkt reiterlich nicht Überbelasten und fand es für richtig, sie zunächst in die Zucht zu nehmen. Nach Ausschau eines geeigneten Deckhengstes hatte ich mit meiner damaligen Unerfahrenheit den naheliegendsten Weg eingeschlagen. Ich nahm einen Deckhengst, abstammend vom Hannoveraner Hengst Lanthan von einem umliegenden Hengsthalter. Die Bedeckung im Natursprung klappte auf Anhieb, woraus 11 Monate später, im April 1995, ein kleiner Hengst das Licht der Welt erblickte.
Die Stute Flocke hatte zwischenzeitlich den Zuchtnamen Fianna Faye erhalten. Die Stute wurde noch im selben Jahr von einem Holsteiner Hengst, abstammend von Lantaan-Lord belegt. Aus dieser Verpaarung wurde ein Stutfohlen namens Lyoness Faye geboren. Ab dem ersten Tag war sie etwas Besonderes. Selbstbewusst, bewegungsstark und schön obendrein. Schon bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt auf der Fohlenschau wurde sie mit einer Prämie ausgezeichnet. Ich sah in ihr die Zukunft meiner Pferdezucht. Bis zu ihrem 4. Lebensjahr verlief ihr Werdegang richtungsweisend, dies belegte sie mit Platzierungen bei Reitpferdeprüfungen.
Ich fand aus beruflichen und privaten Gründen zu wenig Zeit, um mich intensiv um sie zu kümmern. Sie wurde beim Reiten immer schwieriger und holte mich zweimal aus dem Sattel, was jeweils stationäre Behandlungen zur Folge hatte. Zudem bekam die Stute ein Sommerekzem, so daß die Konzentration bei der täglichen Arbeit fehlte.
Schweren Herzens entschloss ich mich, meine Zukunftsgedanken mit diesem Pferd zu beenden. Ich schaute mich nach einem geeigneten Platz für sie um. Im Jahr 2001, ergab sich die Gelegenheit, sie an einen Turnierreiter abzugeben, welcher sie weiter ausbildete und förderte. Heute steht sie in Rumänien und geht dort erfolgreich im Springsport. Es war nicht einfach, sich von ihr zu trennen. Doch wenn man heute sieht, wie gut es ihr geht, weiß ich, dass es das Beste für sie war. Ihr Leiden mit dem Sommerekzem hat sie schon nach kurzer Zeit vergessen. Die tägliche Arbeit tat ihr gut. Nachdem ich Lyoness Faye abgegeben habe, machte ich mir über meine Zukunft der Pferdezucht grundlegende Gedanken.
Ich entschloss mich für meine Stute Fianna Faye, einen guten Gnadenbrotplatz zu suchen, da sie immer mal wieder Probleme mit ihrem Fesselgelenk hatte und daher nur sehr bedingt reiterlich genutzt werden konnte. Züchterisch wollte ich sie nicht mehr einsetzen, obwohl sie die geborene Mutter war. Auch ich musste, wie vermutlich viele vor mir, erkennen, dass es heute wenig Sinn macht, mit mittelklassigen Stuten zu züchten. Obwohl wie das oben stehende Beispiel an Lyoness Faye zeigt, dass auch hier erfolgreiche Sportaspiranten hervorgehen können.
Für Fianna Faye fand ich einen sehr guten Platz bei ihren neuen Besitzer, Sandra und Tobias, wo sie einen liebevollen Umgang und täglichen Weidegang genießt. In ihnen fand ich zwei tolle Menschen, wo ich sicher bin, dass es meine Fianna Faye gut haben wird. Wann immer es mir möglich ist, besuche ich meine inzwischen ältere Dame von Zeit zu Zeit.
Im Jahr 2001 kam die Stute Weltlady von Weltmeyer-Atatürk-Shogung xx hinzu. Diese bekam ich von dem oben stehenden Turnierreiter vermittelt. Boxennachbar wurde die Stute Belle-Epoche, welche im April 2002 ein Stutfohlen von Harvard auf die Welt brachte. Ein Rappfohlen, welches vom Typ, Bewegung und Ausstrahlung nur sehr schwer zu übertreffen war.
m Jahr 2002 lernte ich auch meine heutige Ehefrau Melanie kennen. Ein Jahr, welches ein Wegweiser für meine Zukunft sein sollte. Im Januar 2003 wurde das Trio der Zuchtstuten mit Donna Colina vervollständigt, welche im Mai 2003 ein vielversprechendes Hengstfohlen vom Hengst Hohenstein zur Welt brachte. Somit war der Grundstein für eine erfolgreiche Pferdezucht gesetzt.
So entschlossen wir uns im Januar 2004 das Gestüt „Fianna Faye“ zu gründen. Das Gestüt hat das Bestreben, Dressurpferde für den anspruchsvollen Turniersport zu züchten.